Feld- und Waldbahn Riedlhütte e.V.

94566 Riedlhütte - Bayerischer Wald

                              

                                


Bilderübersicht Nr. 2016 / B

 

NACHRUF

Egbert Wieland

† am 11. Juli 2016 im Alter von 76 Jahren

Egbert Wieland war Gründungsmitglied unseres Vorgängervereins Feldbahn Fränking e.V. (FBF)

Von 1996 bis 2002 war er im Verein in Fränking Mitglied des Ältestenrates

Die Beisetzung fand am 22. Juli 2015 in Geretsried im Kreise seiner Familie und Freunde statt. Einen Teil der Trauerrede hielt unser Gründungsmitglied Pfarrer Dr. Martin Schubert

 


Geboren wurde Egbert am 25.07.1940 in der Stadt Allenstein (Stadtplan) in Ostpreußen (Karte), im Land der Seen, Störche und Elche und der teilweise schmalspurigen Klein- und Nebenbahnen und ewig langen Zugläufe. Seine Eltern wohnten in der Langgasse 18/19 und Egbert verbrachte dort seine ersten Lebensjahre (Heute heißt Allenstein Olsztyn und liegt in der Woiwodschaft Ermland-Masuren  in Polen). Erst Anfang 1945 erreichte der Krieg Allenstein. Die Familie musste alles zurücklassen und fliehen. Nach dem Kriege fanden sie in Waldsassen in der Oberpfalz erst einmal ein neues Zuhause. Hier verbrachte Egbert seine weitere Kindheit in der Nähe der Eisenbahn an einem Sägewerk, dessen kleine Feldbahn ihn begeisterte. Diese kleine Bahn wurde zum verbotenen Spielplatz der in der Nähe wohnenden Kinder und blieb in seiner Erinnerung haften.

Seine Familie zog nach Geretsried und sein Vater Willi baute sich dort mit einem Installationsbetrieb eine neue Existenz auf. Egbert führte nach dem Tod des Vaters 1982 diesen für die Erben als Geschäftsführer weiter. Später schied er aus der Firma aus und baute sich seinen eigenen Betrieb auf. Viele Feldbahner kennen beide Standorte und waren dort oft zu Gast. Einige entdeckten dort auch ein weiteres seiner Hobbys : Die selbstgebauten Gokarts. Auch seine Frau Erika war von diesen begeistert und seine 2 Töchter wurden infiziert und fuhren - als sie größer waren - auch mit den Gokarts. Egbert liebte Motoren. Sie mussten sich drehen und etwas bewegen, Autos, Bahnen, Walzen und anderes Gerät. Er konnte nicht sehen, wenn sie dahinrosteten.

Unter Feldbahnern war Egbert Wieland kein Unbekannter und genoss großes Ansehen unter den anderen Sammlern. Er besaß eine der großen Feldbahn-sammlungen in Süddeutschland. Sie umfasstet zeitweilig mehr als 40 Lokomotiven. Besonders die Loks der Firma DIEMA hatten es ihm angetan. Die Feldbahn war der Ausgleich zu seinem ansonsten sehr stressigen Beruf. Er wurde nach dem Tod seines Vaters 1982 Geschäftsführer des väterlichen Installations-Betriebes, später seines eigenen Betriebes. Er gehörte dem Prüfungsausschuss für Lehrlinge der Handwerksinnung an und viele Installations-Lehrlinge der Region kennen ihn auch aus diesem Grunde. Im Prüfungsausschuss war er Kollege und Freund von Hartmut Köpferl, der im letzten Jahr am 26.06.2015 verstarb. Dieser war gleichfalls ein begeistertem Eisenbahner (Lokführer der TAG 7) und gleichfalls Feldbahner mit einer Gleisanlage im Garten.

1985 barg er seine erste Lokomotive: eine kleine DIEMA mit 7,5 PS aus einem Bach. Es wurde seine Lieblingsmaschine. Sie war der Anfang seiner Sammlung.


Nach dem 2 Feldbahnlokomotiven eines Vereinsmitgliedes vorhanden waren, hatte sich 1983 beim Modelleisenbahnverein Fürstenfeldbruck (MEC-FFB) die Interessengemeinschaft Deutsche Feld- und Waldbahnen (IG-DFWB) gegründet und 1984 hatten mehre Mitglieder weitere Feldbahnlokomotiven erworben. Egbert kam um 1985 zur IG-DFWB und blieb ihr sehr lange Zeit als Mitglied verbunden. Viele seiner Loks stellte er der IG-DFWB in Fürstenfeldbruck zur Verfügung, denn seine Sammlung musste um 1995 innerhalb Geretsried umziehen und es gab Platzmangel. Feldbahnen sind bei Nachbarn nicht immer beliebt, da sie rostig und auch nicht immer leise sind. Er musste aus der Wohngegend raus und fand am Seniweg ein neues Domizil.

Egbert kaufte und tauschte Lokomotiven in ganz Deutschland. Und seine Sammlung wurde immer größer. Um 2000 umfasste sie mehr als 40 Lokomotiven. Nicht alle standen bei ihm zu hause in Geretsried. Viele standen auch in Fürstenfeldbruck bei der IG-DFWB.

(Link: Bahn-.Express)


(Link aus Original. Münchner Merkur, Lokalteil Geretsried-Wolfratshausen)


Als es um 1986 kurz nach seinem Beitritt zu Differenzen in der IG-DFWB kam, gründete er zusammen mit den Aussteigern aus der IG-DFWB die Feldbahn Fränking e.V. (FBF), er war jedoch weiterhin Mitglied in der IG-DFWB und seine Fahrzeuge blieben als Leihgaben in Fürstenfeldbruck. Die Entfernung nach Fränking - Der Ort liegt in der Gmd. Weich weit im Dachauer Hinterland - war ihm von Geretsried aus zu weit. Dennoch beteiligte er sich immer wieder an Aktionen in Fränking und war mit seinem 7,5 to LKW bei Fahrzeug- und Gleis-Transporten und etlichen Bergungen dabei. Ab 2002 zog die Feldbahn Fränking in den Bayerischen Wald um. Das war für ihn endgültig zu weit weg von zu Hause. An dem Folgeverein Feldbahn Riedlhütte nahm er nicht mehr teil, blieb diesem und seinen Mitgliedern sehr verbunden.

Ab 2003 begann er einige Lokomotiven zu verkaufen. Es mangelte am Seniweg an Platz und es.ging ihm gesundheitlich nicht so gut  Egbert spürte, dass er nicht die Kraft haben würde, sie alle zu erhalten und wollte, dass sie in gute Hände kommen. Das führte unter anderem in Fürstenfeldbruck bei der IG-DFWB zu erheblichen Differenzen mit dem Vorstand, da einige dort stehende Loks auch vom Verkauf betroffen waren. Er schied deshalb im Streit aus der IG-DFWB aus.

     

Die von uns 2006 übernommenen Loks am Seniweg

Einige der Loks gingen an Mitglieder unseren Vereins und diese sind hier in Riedlhütte im Einsatz. Andere Loks befinden sich in Regensburg bei einem weiteren Mitglied, das dort eine eigene Feldbahn betreibt. Einige Loks kamen sogar in den Raum Berlin.


Leider stand es um Egberts Gesundheit nicht zum Besten. Er wurde langsam aber sicher zum Pflegefall. Für ihn begann ein langer Leidensweg, von dem er am 11. Juli 2016 erlöst wurde. Vielleicht plant er jetzt dort oben mit dem zuvor verstorbenen Freund Hartmut Köpferl wieder Feldbahnen oder träumt von der großen Eisenbahn. Es seih ihm vergönnt. Egbert war einer der großen Sammler und Feldbahnkollegen, ein toller Typ und treuer Freund und bleibt unvergessen. Er lebte Feldbahn. Seine nun verwaiste Feldbahnsammlung bleibt bei der Familie erhalten und ist unverkäuflich. Denn seine eine Tochter ist ein wenig vom Feldbahnvirus infiziert worden und sorgt für den Erhalt seines Traums.


In einem Buch über römische Technik fand ich die Grabinschrift eines Wasserinstallateurs. Sie könnte auch auf Egbert zutreffen. Deshalb sei sie hier als Nachsatz veröffentlicht, auch wenn er kein Gallier oder Römer war. W.M.

Original Text in Latein

 

Deutsche Übersetzung

 Bei uns hängt in der Lokomotivhalle ein Schild mit der Aufschrift :

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit

Egbert hatte das seltene Glück sich einen Teil seines Traumes erfüllen zu können.